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Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt

Die Evangelisch-reformierte Kirche Basel wurde 1529 gegründet, als sich die Reformation durchsetzte. Seit der Kantonstrennung 1832/33 sind auch die beiden Kirchen in Basel-Stadt und Basel-Landschaft voneinander getrennt. Sieben Kirchgemeinden gehören zur basel-städtischen Kantonalkirche, die den Status einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft hat.

Religion
Christentum
Rechtlicher Status
öffentlich-rechtlich
Organisationsform
Glaubensgemeinschaft
Sprache
Deutsch
Status
Aktiv

Geschichte

Nach langen Auseinandersetzungen zwischen 1501 und 1529 setzte sich in der Stadt Basel unter der geistlichen Leitung von Johannes Oekolampad und den Zünften die Reformation durch. Damit war die Evangelisch-reformierte Kirche Basel gegründet. Die Kultusausübung blieb viele Jahrzehnte gemischt katholisch, lutherisch, reformiert, wobei die Obrigkeit das reformierte Basler Bekenntnis (auch confessio helvetica prior) als verpflichtendes Bekenntnis für alle Einwohner der Stadt festsetzte. Dennoch war sie während langer Zeit die einzige erlaubte Religionsgemeinschaft. 1832/3 spaltete sich die Baselbieter Kirche von derjenigen der Stadt in Folge der Kantonstrennung ab.

In Basel entwickelten sich zwei Stränge reformierter Glaubenspraxis. Während die alteingesessenen sich tendenziell unter sich hielten und sich dem erwecklichen Gedankengut zurechneten (sog. «frommes Basel»), wurden für die Neuzuzüger liberal denkende Richtungen gegründet und gefördert.

Mit der Abschaffung der Bekenntnispflicht im Jahr 1874 wurde die Basler Kirche zur Landeskirche erhoben, zusammen mit der Christkatholischen Kirche. Nachdem der Grosse Rat das seit der Reformation bestehende Kirchengut aufgebraucht hatte, wurde die Evangelisch-reformierte im Jahr 1911 vom Kanton getrennt, ihre Rechtsform änderte sich von der Landeskirche zu der der öffentlich-rechtlich anerkannten Kantonalkirche mit Steuerhoheit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zählte die Basler Kirche mehr Mitglieder als je zuvor, weswegen Stellen geschaffen und Bauten errichtet wurden. In den 1960er Jahren kam die Wende, bedingt durch Wegzüge und Austritte ging die Zahl der Reformierten zurück. Waren es 1950 noch 124'000 gewesen, wurden 58 Jahre später noch 35'139 gezählt (bei stabiler Einwohnerzahl).

Ihre äussere Gestalt änderte die Kirche letztmals 2012. Aus den Kirchgemeinden St. Leonhard, Oekolampad und St. Johannes entstand die Kirchgemeinde Basel West. Seither bestehen die sieben Kirchgemeinden.

Lehre und Ziele

Die Reformation führte die Basler Kirche dazu, ihr Glaubensgut zu formulieren. Sie kam dieser Aufgabe in der Reformationsordnung vom 1. April 1529 und im Basler Bekenntnis («Erkanthnus unseres heyligen Christenlichen gloubens wie es die kylch zuo Basel halde») vom 21. Januar 1534 nach. Auch wenn auch andere protestantische Bekenntnisschriften in Basel rezipiert worden waren, so blieb das Basler Bekenntnis bis 1874 der entscheidende Lehr- und Rechtstext der Basler Kirche. Im Zuge der Richtungsstreitigkeiten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auch in Basel wie in den meisten Schweizer Kantonen die Bekenntnispflicht aufgehoben. Die seither bestehende Bekenntnisfreiheit ermöglicht, dass in der Basler Kirche verschiedene Glaubenslehren und Bekenntnisformen nebeneinander bestehen können. Indes wird noch heute bei Taufen meist das apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen.

Die Gemeinschaft über sich:

  • «Wir sind und leben Kirche in ihrer Relevanz als Teil der Gesellschaft. Das heisst: Wir beschäftigen uns mit den Problemen und Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft. Wir hören auf das sich immer wieder neu ereignende Wort Gottes.
  • Wir begleiten Menschen. Das heisst: Wir schauen hin. In Gottesdiensten, Taufe, Konfirmation, Abendmahl, Eheeinsegnung und Abdankung sprechen wir von der Hoffnung, die uns erfüllt. Wir leben unsere Hoffnung auch in Formen diakonischen Handelns.
  • Wir leben unsere christliche Identität und begegnen anderen Religionen und Kulturen mit Respekt. Das heisst: Wir stützen uns auf das Zeugnis der Bibel. Wir handeln sachgerecht und sind menschenzugewandt.
  • Wir sind alle ermächtigt, kirchliches Leben zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen. Das heisst: Als Getaufte leben wir ein Priestertum der Glaubenden. Dieses Priestertum manifestiert sich in unterschiedlichen Frömmigkeitsstilen. Jede und jeder (Freiwillige, Ehrenamtliche und Hauptamtliche), der auf dem Fundament des christlichen Glaubens handelt, ist ermächtigt.
  • Wir pflegen unsere Ressourcen und setzen sie ein. Das heisst: Wir achten unsere Traditionen als Ressourcen und entwickeln sie weiter. [...]» (Leitbild ERK BS, 2020)

Angebote und Versammlungsort

Angebote

Die einzelnen Kirchgemeinden haben ein vielfältiges Angebot, dazu gehören neben Sonntagsgottesdienst auch Konfirmandenunterricht, religiöse Feiern und Rituale und Seelsorge. Der «Kirchenzettel» in der Basler Zeitung und der Basellandschaftlichen Zeitung informiert wöchentlich in gedruckter Form über die jeweiligen Gottesdienste und aktuellen, kirchlichen Veranstaltungen.

Zu den Angeboten der Kantonalkirche gehören unter anderem:

Die Angebote der einzelnen Kirchgemeinden und Standorte finden sich in den jeweiligen Einträgen.

Versammlungsort

Die einzelnen Kirchgemeinden verfügen über eigene Kirchen und/oder Gemeindehäuser. Daneben gibt es auch kirchliche Gebäude, die anders oder mehrfach genutzt werden:

  • Im Bischofshof und Münsterhof befindet sich die Kirchenverwaltung.
  • Die St. Albankirche steht der Serbisch-Orthodoxen Kirche zur Verfügung.
  • Die Martinskirche wird nicht mehr als Gemeindekirche, sondern für Konzerte und andere Anlässe verwendet.
  • Die Lukaskirche am Winkelriedplatz 6 ist der Freikirche BewegungPlus Basel untervermietet.
  • Im Gemeindehaus Stephanus an der Furkastrasse trifft sich die Gruppe Basel-Le QLT (le kylt).
  • In der Elisabethen-Kirche im Stadtzentrum entstand die Offene Kirche Elisabethen.
  • Das Gemeindehaus Oekolampad an der Schönenbuchstrasse wird für verschiedene Veranstaltungen genutzt.
  • Anfang 2014 fiel zudem die Matthäuskirche an der Feldbergstrasse an die Kantonalkirche zurück.
  • Seit 2021 wird die Pauluskirche als Kulturkirche genutzt.

Seelsorge und soziale Unterstützung

Die Kantonalkirche und die Kirchgemeinden leisten vielfältige diakonische und soziale Dienste. Die Diakoniestelle der ERK BS koordiniert, berät und unterstützt die Kirchgemeinden in der Umsetzung diakonischer Projekte und Angebote. Es wird ein Besuchsdienst durch Freiwillige im Spital angeboten. Das «Sonntagszimmer» in der Matthäuskirche ist ein sozialdiakonisches Projekt der Evangelisch-reformierten Kirche, das jeden Sonntag von 8 Uhr bis in die Nacht stattfindet. Die ERK BS unterstützt ausserdem HEKS (Hilfswerk der Evangelischen Kirche) mit Spenden.

In den Gemeinden leisten PfarrerInnen und sozialdiakonische MitarbeiterInnen Seelsorge. Spezialseelsorge wird durch kantonalkirchliche Dienste angeboten.

Organisation, Finanzen und Zahlen

Organisation

Die Evangelisch-reformierte Kirche Basel Stadt hat den Status einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft mit einer Kirchenverfassung. Sie besteht aus den folgenden demokratisch organisierten Kirchgemeinden:

Die Kirchgemeindeversammlung fungiert als beschliessende, der Kirchenvorstand als ausführende Behörde. Analoges gilt für die eine Kirchgemeinde bildenden Arbeits- und Gemeindekreise (ehem. Quartiergemeinden), welche die Funktion der früheren Quartiervorstände übernehmen. Mit der neuen Kirchenverfassung 2011 wurden die Quartiergemeinden aufgehoben. Auf kantonalkirchlicher Ebene bilden 80 Synodale das Kirchenparlament. Bis auf drei von der Französischen Kirche delegierten Mitglieder werden sie nach dem Proporzsystem gewählt, wobei die Kirchgemeinden die Wahlkreise bilden.

Oberstes Organ der Basler Kirche ist die Gesamtheit der stimmberechtigten Mitglieder. Sie erlassen die Verfassung der Kirche und wählen (über die Kirchgemeindeversammlungen) die Synode, das Kirchenparlament. Diese erlässt die kirchlichen Gesetze und weist aus den Steuererträgen den kantonalkirchlichen Aufgaben und den Gemeinden die finanziellen Mittel zu. Kantonalkirchliche Dienste und Gemeinden sind berechtigt, Drittmittel einzuwerben. Die Synode wählt die Exekutive der Basler Kirche, den Kirchenrat (9 Mitglieder) und die Judikative.

Auf kantonalkirchlicher Ebene bilden 80 Synodale das Kirchenparlament. Bis auf drei von der Französischen Kirche delegierten Mitglieder werden sie nach dem Proporzsystem gewählt, wobei die Kirchgemeinden die Wahlkreise bilden.

Die einzelnen Kirchgemeinden verfügen über Teilautonomie. Das höchste Organ der Kirchgemeinden ist die Gesamtheit ihrer stimmberechtigten Mitglieder oder – im Fall der Französischen Kirche – ihrer membres inscrits. Legislative Funktion hat die Kirchgemeindeversammlung. Diese ist berechtigt, zur Planung Anträge an den Kirchenrat zu stellen. Exekutive auf Kirchgemeindeebene ist der Kirchenvorstand. Dieser besteht aus den gewählten Gemeindepfarrerinnen und Gemeindepfarrern sowie den von der Kirchgemeindeversammlung gewählten Ältesten.

Mitglied der Evangelisch-reformierten Kirche ist, wer in sie hinein geboren, bzw. getauft wurde oder ihr beigetreten ist. Die Mitgliedschaft geht verloren durch Tod, Wegzug oder ausdrücklich erklärten Austritt. Es besteht die Möglichkeit zur freien Gemeindewahl.

Finanzen

Zur Bestreitung ihrer Kosten erhebt die Kirche Steuern in der Höhe von acht Prozent der kantonalen Einkommenssteuer. Die Steuereinnahmen decken ca. 65% der Ausgaben. Der Rest wird aus Spenden, Legaten und Dienstleistungen der Kirche (v.a. Mieteinnahmen) bestritten. Die Jahresrechnung ist öffentlich.

Zahlen

Die Mitglieder der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt sind rückläufig. Während sie 2017 noch 31'400 Mitglieder zählte, sind es per Ende 2021 23'941.

Zusammenarbeit

Die Evangelisch-reformierte Kirche pflegt die Ökumene. In vielen Bereichen besteht eine rege Zusammenarbeit mit der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt und der Christkatholischen Kirche sowie der Israelitischen Gemeinde Basel.

Die Evangelisch-reformierte Kirche ist Mitglied bei:

Gemeinsam mit der ERK BL führt die ERK BS das Pfarramt für Weltweite Kirche.

Eine Doppelmitgliedschaft ist möglich mit:

Mehrere kirchliche Gebäude werden von anderen Kirchen und Freikirchen genutzt.

Auftreten in der Öffentlichkeit

Die Kantonalkirche führt eine Informationsstelle. Die Mitglieder erhalten den Kirchenboten. Zu speziellen Anlässen wird jeweils mittels Inseraten, Medieninformationen und weiteren geeigneten Mitteln eingeladen.

Literatur und Medien

  • Felix Tschudi: Eine Kirche sucht ihren Weg. Aufbrüche in der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Friedrich Reinhardt Verlag Basel/Berlin 1995.
  • Der Reformation verpflichtet. Gestalten und Gestalter in Stadt und Landschaft Basel aus fünf Jahrhunderten. Herausgegeben vom Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt. Christoph Merian Verlag, Basel 1979.
  • Kirche in der Stadt: Gesellschaftlicher Wandel und Rechtsgestalt einer evangelisch-reformierten Kirche am Beispiel Basel-Stadt. Lang, Bern 1997.
  • Kirchenbote

Kontakt

Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt
Rittergasse 3, Postfach 948, 4001 Basel

Tel. 061 277 45 29 (Informationsstelle)
Mail: informationsstelle@erk-bs.ch
Web: erk-bs.ch

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