Die täuferisch-menonnitische Glaubensfamilie enstand zur Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert. In der Schweiz sind die Mennoniten, benannt nach dem Niederländer Menno Simons (1496–1561), als evangelische Freikirche mit Vereinsstrukturen organisiert. Heute bestehen 13 Gemeinden, die zur Konferenz der Mennoniten in der Schweiz gehören, zwei davon in der Region Basel.
Die Mennonitengemeinden der Schweiz gehen zurück auf die Täuferbewegung der Reformationszeit im frühen 16. Jahrhundert. Sie gelten als älteste protestantische Freikirche. Anders als das mit obrigkeitlichem Zwang durchgesetzte Modell der Volkskirche schwebte den Taufgesinnten eine auf freiwilliger Mitgliedschaft basierende, obrigkeitsunabhängige Gemeinde vor. Im Januar 1525 begannen darum einige ehemalige Mitarbeiter und Freunde Zwinglis in Zürich mit der Taufe von Erwachsenen, welche auf diese Weise freiwillig ihren Glauben bezeugten. Etwa zur gleichen Zeit entstanden auch andernorts in Europa ähnliche Bewegungen, welche man insgesamt als «Radikale Reformation» bezeichnet.
Durch ihre Kritik an einer in ihren Augen unheilvollen Allianz von Kirche und Obrigkeit zogen TäuferInnen bald den Zorn der Mächtigen auf sich. Trotz rasch einsetzender Verfolgung verbreitete sich die nach einem ihrer Leiter (dem Niederländer Menno Simons, 1496–1561) auch als «Mennoniten» bezeichnete Bewegung der «Wiedertäufer» vorerst aber recht rasch quer durch Europa und später auch nach Nord- und Südamerika. Die Verfolgung trieb das Täufertum aber immer mehr in die Isolation und erst mit der Aufklärung und der Französischen Revolution liess der äussere Druck nach. Einflüsse aus Pietismus und Erweckungebewegungen im 18. und 19. Jahrhundert liessen die täuferischen Gemeinden anwachsen und zu neuem geistlichen Leben finden, verstärkten aber auch den Rückzug als «Stille im Lande». Durch Auswanderung nach Amerika (18./19. Jhd.) und Missionstätigkeit sind bis heute Mennonitengemeinden in über 60 Ländern auf allen Kontinenten entstanden.
Bereits vier Jahre vor dem Durchbruch der Reformation gab es in der Stadt Basel seit 1525 eine täuferische Gemeinde und auch im Baselbiet wuchs die Bewegung trotz der schwierigen Umstände. Mit dem Durchbruch der Reformation 1529 setzte allerdings eine systematische Verfolgung ein, welche auch vor Hinrichtungen nicht zurückschreckte. Dadurch wurde das einheimische Täufertum weitgehend eingedämmt und in ländliche Randregionen abgedrängt. Nach einem erneuten Aufblühen der Bewegung um die Mitte des 16. Jahrhunderts, wich diese verhältnismässig offene Atmosphäre im 17. Jahrhundert wieder einer repressiveren Politik, die viele Taufgesinnte ins Ausland trieb, zum Beispiel nach Mähren, ins Elsass, die Pfalz, sowie Nordamerika. Wichtige täuferische Zentren befanden sich bis 1700 im Leimental und am Blauen, bei Riehen, Lörrach und Grenzach, in Buus, Maisprach und Tecknau, vor allem aber in Thürnen und Rothenfluh.
Anfang des 18. Jahrhunderts kam es im Umfeld des radikalen Pietismus zu neuen erwecklichen Aufbrüchen mit täuferischen Bezügen in Pratteln, Frenkendorf, Diegten und Langenbruck. Zu einem eigentlichen Neubeginn täuferischer Gemeinden im Raum Basel kam es allerdings erst ab 1750 durch den Neuzuzug aus dem Emmental, Jura und Elsass. Einzige berufliche Tätigkeit stellte für diese Taufgesinnten vorerst die Bewirtschaftung von meist abgelegenen Sennhöfen dar, wie St. Romai, Arxhof, Wildenstein, Dietisberg, Witwald, Schillingsrain oder Alt-Schauenburg. Bald kamen aber auch Höfe in Stadtnähe hinzu, wie Brüglingen, St. Jakob, Rothaus, Schlossgut Binningen, Wenkenhof. In der Folge bildete sich gegen 1780 eine Obere und eine Untere Gemeinde heraus, wobei aus der in amischer Tradition stehenden und als «fein und streng» bezeichneten Unteren die heutige Basler Holee-Gemeinde geworden ist, aus der «grob und gelinden» Oberen Gemeinde die heutige Schänzli-Gemeinde in Muttenz. Die 1847 gebaute Kapelle der Unteren Gemeinde ist dabei das älteste nicht-landeskirchliche Kirchengebäude in der Schweiz. Wichtige Impulse für die Mennonitengemeinden der Agglomeration Basel und darüber hinaus sind seit ihrer Gründung im Jahre 1950 von der Europäischen Mennonitischen Bibelschule auf dem Bienenberg bei Liestal ausgegangen.
Überzeugungen und Verhaltensweisen, die für das Täufertum bezeichnend sind und die zur jahrhundertelangen Ablehnung der Landeskirchen und der politischen Obrigkeiten führten, sind zum Beispiel das freikirchliche Gemeindemodell und die auf Freiwilligkeit beruhende Kirchenmitgliedschaft. Dabei spielt für das «Leben in Christus» die Gemeinde eine Schlüsselrolle, da an ihr Menschen sehen und erleben oder wenigstens erahnen sollen, was Liebe, Barmherzigkeit, Versöhnung, Gerechtigkeit und Friede als die «guten Gaben Gottes an uns Menschen» sind. Ein weiteres wichtiges Merkmal täuferischer Gemeinden ist das «Priestertum aller Glaubenden» und damit eine Aufwertung und Hochachtung der einzelnen Gläubigen, wobei alle über gewisse Einsichten und Fähigkeiten verfügen und durch Zusammenwirken eine Gemeinde Jesu werden.
Was durch alle Jahrhunderte hindurch immer wieder Anlass zu obrigkeitlicher Verfolgung bot, war insbesondere die täuferische Verweigerung von Kriegsdienst. «Feindesliebe» war und ist für die Taufgesinnten darum nicht bloss den Gläubigen auferlegtes neues Gebot in der Bergpredigt, sondern zentraler Ausdruck der Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen. Christsein hiess für sie, in den Fussspuren eben dieses Gottes in der Welt zu leben. Die biblische Zentralität von Friede, Versöhnung und Gerechtigkeit soll zum Tragen kommen, zuhause und weltweit. Die Baptisten, sowie der Bund Evangelischer Täufergemeinden/ Neutäufer gehören zwar ebenfalls zur Gruppe täuferischer Kirchen in der Schweiz, haben aber andere historische Wurzeln. (Quelle: «Christus ist unser Friede. Schweizer Dialog zwischen Mennoniten und Reformierten 2006–2009»)
In der Region Basel bestehen:
Hierzulande bilden die Gemeinden zusammen die Konferenz der Mennoniten der Schweiz (KMS). Eine weltweite Vernetzung besteht über die Mennonitische Weltkonferenz (MWK). Jede Gemeinde ist selbständig und regelt ihre eigenen Angelegenheiten, über die eine Mitgliederversammlung bestimmt. Ein Vorstand und ÄIteste bilden die Gemeindeleitung. Seit 1955 können Frauen und Männer gleichermassen in Leitungs- und Verkündigungsdienste gewählt werden.
Die KMS finanziert sich aus festen Beiträgen ihrer Mitgliedergemeinden. Über die Höhe der Beiträge beschliesst die Vereinsversammlung (Delegiertenversammlung). Die Höhe des Beitrags ist abhängig von der Zahl der Mitglieder einer Gemeinde. Dazu kommt noch ein kleiner Beitrag an freiwilligen Spenden.
Weltweit gehören ca. 2.1 Millionen den Gemeinden der Täuferbewegung an. Die 13 Gemeinden, die in der Konferenz der Mennoniten der Schweiz (KMS) zusammengeschlossen sind, haben rund 2'000 Mitglieder. (Stand: 2023)
Die Baselbieter Mennonitengemeinden arbeiten mit anderen Kirchen der Region auf der Ebene der lokalen Evangelischen Allianz sowie der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen zusammen.
Konferenz der Mennoniten der Schweiz
Tel. 031 530 21 76 (Dr. theol. Jürg Bräker, Generalsekretär)
Mail: juerg.braeker@menno.ch, lukas.amstutz@menno.ch (Co-Präsidium), gladys.geiser@menno.ch (C-Präsidentin)
Web: menno.ch