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Christkatholische Kirche

Die Christkatholische Kirche (in Deutschland: altkatholisch) entstand in der Schweiz im 19. Jahrhundert als Protestbewegung gegen die Dogmen des ersten vatikanischen Konzils. Schweizweit zählt die Kirche rund 30 Kirchgemeinden. In Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie in fünf weiteren Kantonen hat sie den Status einer öffentlich-rechtlich anerkannten Religionsgemeinschaft.

Religion
Christentum
Rechtlicher Status
öffentlich-rechtlich
Organisationsform
Glaubensgemeinschaft
Sprache
Deutsch
Status
Aktiv

Geschichte

Die christliche Kirche hat in ihrer Geschichte oft eine Neuorientierung erfahren. So auch im 19. Jahrhundert, als die päpstliche Unfehlbarkeit durch das I. Vatikanische Konzil (1870) erklärt wurde und sich in der Folge eine Opposition formierte. Diese gründete eigene, in Deutschland «altkatholisch» und in der Schweiz «christkatholisch» genannte Kirchen, deren Ziel es war, die «unverfälschte» katholische Lehre zu erhalten. So hielten sie beispielsweise an einer synodalen Struktur der Kirche fest.

In Deutschland wurde 1873 der erste Bischof der Altkatholischen Kirche gewählt und auch in der Region Basel entstanden erste selbstständige Gemeinden. Drei Jahre später wurde Eduard Herzog zum ersten Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz gewählt. 1889 schlossen sich die Altkatholischen Kirchen in der Schweiz, in Deutschland und in den Niederlanden zu einer Union, der «Union von Utrecht», zusammen. Später schlossen sich ihr weitere Kirchen aus verschiedenen Ländern an, so gehören heute altkatholische Kirchen in den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz, Österreich, Tschechien, Polen und Kroatien dieser Union an.

1999 wurde in der Christkatholischen Kirche die Frauenordination eingeführt und im Folgejahr wurde Denise Wyss zur ersten christkatholischen Priesterin geweiht. Seit 2007 ermöglicht die Christkatholische Kirche die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Der Wunsch nach der «Ehe für Alle» wurde vor allem unter der christkatholischen Jugend laut. Schliesslich heisst es seit dem 11. Juni 2022: Zivilrechtlich verheiratete Paare werden unabhängig von Geschlecht in der Christkatholischen Kirche mit einheitlichem Eheritus getraut.

Lehre und Ziele

Nach dem Grundsatz des Theologen Vinzenz von Lerin wird der Begriff «katholisch» weit aufgefasst: Katholisch ist das, was überall, immer und von allen geglaubt worden ist, und daran sei festzuhalten – nicht an eng verstandenen und interpretierten Einzelheiten. Auch ein Wort des Kirchenlehrers Augustinus (354–430) ist für die Christkatholische Kirche wegleitend geworden: «Im Notwendigen Einheit – in Zweifelsfällen Freiheit – in allem die Liebe.»

Die Konzilien der Alten, ungeteilten Kirche waren Synoden, an denen die Fragen des Glaubens, der Lehre und der Lebensgestaltung erörtert und diskutiert wurden, bis man zu einer Lösung, zum gemeinsamen Weg (Synodos), gefunden hatte. Der Ortsbischof führte lediglich den Vorsitz. Er war der «Primus inter pares» (der Erste unter Gleichen). Somit konnte er auch kein Machtwort sprechen.

Es ist ein Hauptanliegen der Christkatholischen Kirche, einerseits die altkirchliche Katholizität zu praktizieren und andererseits eine moderne katholische Kirche unabhängig von den Machtansprüchen Roms zu bilden. Die modernen Mariendogmen (Unbefleckte Empfängnis, Leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel) werden in ihrer Engführung abgelehnt.

Angebote und Versammlungsort

Angebote

In den Christkatholischen Ortskirchen gibt es die in Kirchen üblichen Angebote:

  • Gottesdienste
  • Kinder- und Jugendarbeit
  • Religionsunterricht
  • Angebote für Frauen, Männer, SeniorInnen

Ein weiteres Angebot ist der Christkatholische Medienverlag.

Versammlungsort

Die Zentrale der Christkatholischen Kirche befindet sich an der Willadingstrasse 39 in Bern. Die Kirchgemeinden haben eigene Kirchen und zum Teil weitere Gebäude.

Seelsorge und soziale Unterstützung

Diakonie und Sozialhilfe sind auf Gemeindeebene oder regional organisiert. Die Seelsorge geschieht auf Gemeindeebene durch Pfarrer und Diakoninnen.

Die Christkatholische Kirche Schweiz betreibt ein «Bischöfliches Hilfswerk», das StudentInnen und MitarbeiterInnen bei der Aus- und Weiterbildung, die christkatholische Seelsorge an der Universität Bern und des christkatholischen Studentenheimes sowie die Arbeit in der Diaspora finanziell unterstützt.

Organisation, Finanzen und Zahlen

Organisation

Die kantonalen Kirchen sind in Basel-Stadt und Basel-Landschaft verschieden organisiert.

  • Im Kanton Basel-Stadt ist die Christkatholische Kirche eine öffentlich-rechtliche Körperschaft. Ihre Legislative ist die Kirchgemeindeversammlung, ihre Exekutive der neunköpfige Kirchenrat.
  • Im Kanton Basel-Landschaft sind die Evangelisch-reformierte, die Römisch-Katholische und die Christkatholische Kirche als Landeskirchen anerkannt. Die Landeskirchen und ihre Kirchgemeinden sind öffentlich-rechtliche Körperschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit.

Das oberste Organ bilden in der Schweiz die Synode und der Synodalrat. Der Bischof ist Mitglied mit beratender Stimme. Er ist für Glaubensfragen zuständig und kümmert sich in Verbindung mit den Kirchgemeinden um Personalfragen. Die Region Basel umfasst folgende fünf Kirchgemeinden:

Diese haben sich 1999 zur Regionalisierung entschlossen. Der Regionalrat koordiniert die Tätigkeiten und fungiert als Bindeglied zwischen den Gemeinden. Er hat keine Entscheidungsbefugnisse. Sie bleiben bei den Gemeinden, resp. im Kanton Basel-Landschaft auch beim Landeskirchenrat.

Die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern wurde nach eingehender Diskussion von der Christkatholischen Kirche bejaht. So arbeiten in der Seelsorge sowohl Diakoninnen als auch Priesterinnen mit ihren männlichen Kollegen zusammen. Eine verpflichtende Verbindung von Weihe und Zölibat gibt es nicht. Mitglied wird man durch die Taufe, wobei die trinitarische Taufe anderer Kirchen anerkannt wird.

Finanzen

Finanziert wir die Christkatholische Kirche in Basel-Stadt durch Kirchensteuern und freiwillige Spenden, im Kanton Basel-Landschaft durch Kirchensteuern und kantonale Subventionen. Die Gemeinden verwalten ihre Finanzen selbst und legen jährlich die Rechnungen offen, die von einer Finanzkommission geprüft werden.

Zahlen

Die Christkatholische Kirche hat in der Schweiz 34 Kirchgemeinden in sechs Regionen mit rund 13'500 Mitgliedern.

Zusammenarbeit

Die Christkatholische Kirche ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK), beim Schweizerischen Rat der Religionen / Swiss Council of Religions (SCR), bei INFOREL, Information Religion sowie bei weiteren Gremien.

Die Christkatholischen Gemeinden fördern den Prozess der Ökumene, unter anderem auch durch gemeinsame Gottesdienste. In der Region Basel arbeitet sie in folgenden ökumenischen Institutionen mit:

Auf Weltebene ist die Kirche im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) vertreten. Der Bischof der Schweiz ist Mitglied im Weltkirchenrat.

Auftreten in der Öffentlichkeit

Die Kirche tritt durch einen Newsletter, ein Kirchen- und ein Gemeindeblatt sowie durch Werbung an die Öffentlichkeit. Das Christkatholische Hilfswerk arbeitet in Ländern Osteuropas, Asiens und Afrikas und unterstützt die Mission der Anglikanischen Kirche.

Literatur und Medien

  • Christkatholisch. Die Christkatholische Kirche der Schweiz in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. von der Christkatholischen Kirchgemeinde Solothurn. Zürich, Einsiedeln, Köln 1978.
  • Christkatholisches Kirchenblatt

Kontakt

Christkatholische Kirche der Schweiz
Willadingstrasse 39, 3003 Bern

Tel. 031 352 83 10 (Sekretariat)
Mail: bischof@christkatholisch.ch / sekretariat.bischof@christkatholisch.ch
Web: christkatholisch.ch

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