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Tidjanyyah-Orden (Gruppe Basel)

Der Gruppe des Sufi-Ordens in Basel hat sich aufgelöst.

Religion
Islam
Rechtlicher Status
privat-rechtlich
Organisationsform
Glaubensgemeinschaft
Status
Nicht aktiv

Geschichte

Der Tidjanyyah-Orden ist im Verständnis seiner Angehörigen der jüngste und letzte grosse Orden und bildet den Abschluss aller Tariqahs (Sufi-Pfade). Er wurde in den Jahren 1781/1782 von Sidi Ahmad Tidjany in 'Ain Madi (Süd-Algerien) in Folge einer Vision des Propheten Muhammad, in der dieser Tidjany einen Auftrag gab, gegründet. Die Überlieferung erfolgte weiter an den Meister Ahmad Hampate Ba, der in Abidjan (Elfenbeinküste) gelebt hatte (ca. 1900–1991). Ihm war die Gründung dieser «Zauiah» (Zweig) in Basel zu verdanken. Seit etwa 1980 fanden bei Familie Bollag in Basel lose Treffen statt, 1996 wurde die Gruppe in Basel gegründet. Seit dem Tod von Hampate Ba führte Fredy Aly Bollag als Scheich das geistige Erbe weiter. Er verunglückte am 17.11.2010 bei einem Verkehrsunfall tödlich.

Lehre und Ziele

Die Gemeinschaft über sich:
«Der Sufi-Orden pflegt das esoterische Erbe des Propheten und Gesandten Muhammad. Voraussetzung für alles Andere ist die Schari'ah oder das islamische Gesetz, insbesondere die 5 Säulen».

Das meditative Gebet des Tidjaniyya-Ordens besteht aus einer kurzen Variante, der «Aurad» und aus einer längeren Variante, der «Fatihiyya». Jeder in der Gruppe entschied selbst, welches Gebet er rezitieren wollte. Für jeden Wochentag gab es ausserdem ein anderes Gebet. Überhaupt wurde das Beten nicht als Pflicht angesehen, sondern vielmehr als freiwillige Handlung, aus Liebe zu Gott. Der Lehrer (Scheich) half seinen Schülern (Muriden) auf dem langen Weg der stetigen Weiterentwicklung, unter anderem in den Meditations- und Rezitationstechniken.

Angebote und Versammlungsort

Angebote

Jeden Freitagnachmittag fand 45 Minuten vor Sonnenuntergang, bzw. vor dem Abendgebet die gleiche geistige, meditative Übung (das Tahlil) statt, normalerweise im kleinsten Kreis. Viele beteten die Woche hindurch zu Hause. Nur freitags war das Gebet in der Gemeinschaft wichtig. Von Zeit zu Zeit trafen sich an einem Samstagabend die auswärtigen Mitglieder und interessierte Gäste zu einem gemeinsamen Essen, Gebet und Zikr, der Meditationsübung nach der Sufi-Tradition. Die Treffen fanden entweder in Basel, Genf oder St. Louis statt, wo es weitere Tidjaniyya-Gruppen gibt/gab.

In der Fastenzeit trafen sich die verschiedenen Gruppen zum gemeinsamen Fastenbrechen. Die Treffen wurden durch den jeweiligen Scheich organisiert, der die Teilnehmenden persönlich einlud.

Versammlungsort

Die Gruppe hatte kein eigenes Lokal. Treffen fanden in der Wohnung von Sylvia Bollag an der Kluserstrasse in Basel statt. Der kleine Gebetsraum war mit Teppichen ausgestattet und bot Platz für rund 10 Personen. An den Wänden hingen zahlreiche Bilder mit dem Wort «Allah» in arabischer Sprache, gezeichnet von Fredy Aly Bollag. War eine grössere Gruppe anwesend, fanden die Gebete in der Wohnung von Mohammad Reza Mattoory statt, der mit seiner Familie im ersten Stock des Hauses lebte. Frauen und Männer beteten gemeinsam im selben Raum.

Organisation, Finanzen und Zahlen

Organisation

Die Gruppe war lose organisiert. Geistiges Oberhaupt des Zweiges nach Hampate Ba war der Scheich. In Fes (Marokko) beim Grab von Scheich Ahmad Tidjany ist das Mutterhaus. Zu jeder Sufi-Gruppe gehört ein «Meister/Lehrer» (Scheich) und seine «Schülerinnen und Schüler/Suchende» (Muriden), die sich geistig miteinander verbunden fühlen. Es wird deshalb nicht von «Mitgliedern» gesprochen. Zum Scheich (auch «Bote, Diener oder Spiegel Gottes» genannt) gewählt wird nur, wer von Gott dazu berufen ist und die entsprechenden Qualitäten von Gott erhalten hat. Die Aufgabe des «Meisters» ist es, einen Dienst an der Menschheit zu leisten, unabhängig von Glauben und Religionszugehörigkeit.

Wer sich ernsthaft für die Teilnahme an einem Gebet oder Treffen der Tidjaniyya-Gruppe interessierte, war jederzeit willkommen. Alle Muslime konnten sich dem Sufi-Orden anschliessen, sofern die Ordensregeln beachtet wurden. Es fand eine Einweihung statt.

Zahlen

Durch die lose Struktur bedingt sind keine genauen Zahlen bekannt. In Afrika, insbesondere in Senegal, ist der Orden stark verbreitet. Auch in Marokko ist ein vermehrter Zulauf feststellbar. Im deutschsprachigen Raum gibt es hingegen nur Einzelne. Die kleine Gruppe in Basel erhielt in unregelmässigen Abständen immer wieder Besuche von Interessierten. Der eigentliche Kern der Gruppe bestand zuletzt lediglich aus drei Personen. Im Dreiland befindet sich in St. Louis das Zentrum eines anderen Zweiges dieses Ordens. Die Tidjaniyya-Gemeinschaft in Genf zählt zwischen 40 und 50 Personen. (Stand: unbekannt)

Zusammenarbeit

Der Tidjaniyya-Orden zeigt eine grosse Offenheit für alle religiösen Wege.

Auftreten in der Öffentlichkeit

Die Gruppe machte keine Werbung. Die Einladungen zu den Treffen waren persönlich.

Literatur und Medien

  • Amadou Hampaté Bâ. Vie et enseignement de Tierno Bokar. Le Sage de Bandiagara. Éditions du Seuil.
  • Brenner Louis: West African Sufi. The Religious Heritage & Spiritual Search of Cerno Bokar Saalif Taal. Berkeley and Los Angeles 1984. S.39-45.
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