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Buddhismus

Die von Gautama Buddha (ca. 560 - 480 v. Chr.) in Nordindien begründete Religionsphilosophie hat ihre Wurzeln im Hinduismus. BuddhistInnen glauben durch Überwindung des «Durstes», das heisst der Lebensgier, aus dem Geburtenkreislauf auszubrechen und das «Nirwana», die Befreiung aus dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt, zu erreichen. Ab dem 3. Jahrhundert verbreitet sich der Buddhismus zunächst in China, anschliessend über grosse Teile Asiens und ab dem 19. Jahrhundert über Europa und Nordamerika über den gesamten Globus. Mittlerweile ist der Buddhismus als Überbegriff zu verstehen, der unterschiedliche Definitionen umfasst: Buddhismus als universale Religion mit unterschiedlichen Strömungen, Buddhismus als atheistische Philosophie, Buddhismus als Lebensweise, usw. Heute wird die Anhängerschaft auf bis zu 500 Millionen Menschen geschätzt und macht damit die weltweit fünftgrösste Glaubensgemeinschaft aus.

Geschichte und Lehre

Gründung

Den wohlhabenden jungen Siddharta Gautama trieb die Vergänglichkeit des Lebens und der Ursprung des Leidens so sehr um, dass er seinen Reichtum hinter sich liess und sich auf Wanderschaft begab. Sieben Jahre lang soll er in strenger Askese gelebt haben, um Erlösung zu finden. In tiefer Meditation hat er schliesslich «Erleuchtung» erlangt, durch die er die Wahrheit der Natur des Lebens und des Leidens verstand. Seiner Erkenntnis nach resultiert alles im Leben aus bestimmten Ursachen und Bedingungen, die allesamt mit Leiden verknüpft sind. Siddharta, der Buddha (der Erwachte) genannt wurde, begann von da an seine Weisheiten zu predigen. Die Lehren Buddhas verbreiteten sich in den folgenden Jahrhunderten als Gegenbewegung zu einem elitären Hinduismus. Vor allem unter Einfluss der europäischen Wissenschaft und Kolonialisierung entwickelte sich im 19. Jahrhundert das Konzept des Buddhismus als einheitliche Religion. Zuvor existierten die einzelnen Traditionen regional und relativ unabhängig voneinander.

Die 4 edlen Wahrheiten

Buddhas Lehre gründet auf dem Ursache-Wirkung-Prinzip und beinhaltet vier Edle Wahrheiten:

  1. Alles im Leben ist unbeständig und mit Leiden verbunden.
  2. Der Ursprung des Leidens ist Verlangen: Das Begehren nach materiellen Dingen und beglückenden emotionalen Empfindungen.
  3. Die Beendigung des Leidens ist möglich indem man sich vom Verlangen löst.
  4. Für die Beendigung des Leidens muss der Achtfache Pfad begangen werden.
Der edle achtfache Pfad

Nach buddhistischer Lehre kann sich der Mensch über das Kultivieren der 8 Prinzipien vom Leid befreien:
Zunächst geht es darum, über die «rechte Erkenntnis» die Ursache für das eigene Leid zu identifizieren und mit der «rechten Gesinnung» diese Erkenntnis umzusetzen. Die buddhistische Ethik beinhaltet weiterhin Verhaltensrichtlinien wie den «rechten Lebenswandel», die «rechte Tat» und die «rechte Rede», wonach sich der Mensch aufrichtig und vorbildlich verhalten soll. Schliesslich geht es um das Training des Geistes, wobei die «rechte Anstrengung» helfen soll, sich von negativen und schädlichen Gedanken zu lösen und sie durch positive zu ersetzen. Mit der «rechten Achtsamkeit» geht es darum den Geist zu disziplinieren, sich nur einer Sache zu widmen. Am Ende beinhaltet die «rechte Konzentration» Meditationsübungen, womit dem Kern, der Kontrolle des Geistes, nachgekommen werden soll.
Der achtfache Pfad soll eher als ein Konzept für eine geistige Entwicklung zur Minderung des Leides angesehen werden, anstatt als Gebote. Welchen Punkten wieviel Beachtung geschenkt wird, kann sich individuell unterscheiden. Die Reihenfolge soll dabei keine Rolle spielen.

Gottesvorstellungen und weitere Prinzipien

Der Buddhismus wurde vor allem in der europäischen Wissenschaft des 19. Jahrhunderts als «Atheistische Religion» bezeichnet. Diese Annahme gründet darauf, dass der Buddhismus keinen ewigen und allmächtigen Schöpfergott beschreibt, wie etwa in monotheistischen Religionen. Nichtsdestotrotz kennt der Buddhismus Götterfiguren. Sie unterscheiden sich in ihrer Rolle und Charakteristik je nach buddhistischer Strömung. Alle Götter, wie die Menschen, unterliegen nach buddhistischer Vorstellung dem Daseinskreislauf. Im Theravada-Buddhismus spielen sie eher eine untergeordnete Rolle, da sie nicht zum Heil der Menschen beitragen. Im japanischen Buddhismus herrscht die Vorstellung des Reinen Landes, in dem der gottähnlich Buddha Amida und die Boddhisattvas den Menschen helfen, ins Nirwana einzugehen.

Die Weisheit kann der Mensch nach buddhistischer Lehre – mit oder ohne übermenschlicher Hilfe – in drei Stufen erlangen: durch Textstudium, durch persönliche Reflexion und durch die spirituelle Praxis der Meditation. Wichtig dabei ist, dass jeder Mensch für sich selbst Glaube und Lehren prüfen sollte und zu persönlicher Überzeugung gelangen sollte, anstatt blind einer Autorität zu vertrauen. Schafft der Mensch sich vom Verlangen zu lösen, den Wandel und die Vergänglichkeit, denen der Mensch unterliegt, zu erkennen, wird auch sein Leid aufhören. Daraufhin wird sich, gemäss der Lehre, ein Zustand inneren Friedens einstellen, der im Sanskrit den Namen Nirwana trägt.

Heilige Schriften

Mit dem Ziel die Lehren Buddhas und seiner Schüler zu bewahren, wurden die Texte zunächst mündlich überliefert. Der Palikanon, auch Tripitaka, wurde vermutlich im 1. Jh. n.d.Z. verfasst und gilt als die älteste Heilige Schrift des Buddhismus. Besonders der Theravada Buddhismus stützt sich auf den Palikanon. Dieser enthält Regeln für das Klosterleben der Mönche, Aussagen Buddhas, Geschichten über sein Leben und Kommentare und Analysen der Lehren Buddhas. Für den Mahayana Buddhismus hingegen zählen die Prajnaparamita-Sutras zu den wichtigsten Schriften. Auf die Literatur des Tantra bezieht sich der Vajrayana Buddhismus. Diese Texte behandeln die spirituelle Entwicklung, Medizin und Astrologie. In den unterschiedlichen Strömungen gelten je unterschiedliche Texte als zentral. Die buddhistische Literatur existiert in zahlreichen Sprachen, da das Verständnis der Lehren im Vordergrund steht.

Rituale und Symbole

Spirituelle Praxis und Gebet

Noch stärker als im Hinduismus gelten im Buddhismus die Meditation und Yoga als spirituelle Praktiken. Bei diesen geistigen wie körperlichen Übungen, geht es darum, den Geist zu fokussieren, Achtsamkeit zu lernen, negative Gedanken und Erfahrungen kontemplativ betrachten zu können und so zu innerer Ruhe zu finden. Dabei werden oftmals auch Verse (Mantras) aufgesagt und Hymnen gesungen, die helfen sollen, den Geist positiv zu beeinflussen. Mantras werden auch als Bittgebete aufgesagt.

Tempel und Zusammenkunft

Im Tempel, oder auch Kloster, leben die buddhistischen Mönche. Eine Pagode ist ein turmartiger Bau, in dem heilige Schriften oder Reliquien aufbewahrt werden. Auch im Buddhismus gibt es die feierliche Andacht (Pujazeremonie), die zu Ehren Buddhas veranstaltet wird. Opfergaben wie Blumen, Räucherstäbchen und Kerzen werden auf einem Altar neben eine Buddhastatue gelegt. Die buddhistische Puja ist jedoch kontemplativer als im Hinduismus. Im Zentrum steht auch hier der meditative Aspekt und das Aufsagen von Versen (Sutren oder Mantras). Die regelmässige Meditation wird auch vielfach ohne eine Puja, zu Hause oder in Meditationszentren praktiziert. Bei Zusammenkünften ist oft die Rede von «Sanghas», was auf Sanskrit «Gemeinschaft» bedeutet.

Symbole und Gegenstände

Das Dharma-Rad oder auch «Rad der Lehre» gilt als eines der bekanntesten Symbole im Buddhismus. Die acht Speichen stehen für den achtfachen Pfad und das Rad soll an das kreislaufförmige Dasein erinnern. Des Weiteren werden Buddha oder Boddhisattvas (erleuchtete Wesen) gerne als Bilder oder Statuen abgebildet. Buddha zu visualisieren soll helfen, die Eigenschaften, die er repräsentiert und die es für die Erleuchtung braucht, zu entwickeln. Diese Bildnisse sollen nicht als Repräsentation einer Person gelten, die angebetet wird, sondern als Vergegenwärtigung ihrer Lehre und der Erkenntnis, dass jede Person ein potenzieller Buddha ist.

Tod und Begräbnis

Wie im Hinduismus glauben BuddhistInnen an Samsara, den Wiedergeburtenkreislauf. Je nach Lebensführung und Ansammlung positiven oder negativen Karmas, wird der Mensch in unterschiedlichen Bereichen, so zum Beispiel der Tiere, der Hölle, der Menschen oder der Halbgötter, wiedergeboren. Familienmitglieder versammeln sich um die sterbende Person und tragen Gebete und Lehrtexte vor, die dem Sterbenden das Sterben erleichtern sollen. Je nach buddhistischer Tradition werden Mönche dazu geholt. Die Leiche wird gewaschen und aufgebahrt. Mönch oder Nonne und/oder ein/e PriesterIn halten die Trauerfeier ab. Anschliessend wir die Leiche kremiert. Die Asche wird in einer Urne aufbewahrt oder in einen Fluss gestreut.

Übersicht

Es gibt weltweit, vor allem im asiatischen Raum, eine Vielzahl an Strömungen im Buddhismus. Im Folgenden werden die in der Schweiz am meisten vertretenen Ausprägungen dargestellt.

Erfahren Sie mehr über den sogenannten „westlichen Buddhismus“ in der INFOREL-Interview-Serie.

Theravada

Der Theravada-Buddhismus gründete sich im 1. Jh. v.d.Z. als älteste Form des Buddhismus und stützt sich auf den Palikanon, die ältesten überlieferten Texte. Die «Lehre der älteren Mönche» nimmt für sich in Anspruch, die Lehre so zu lehren und zu leben, wie sie schon vom Buddha gelehrt wurde. Diese Form des Buddhismus ist heute vor allem in Thailand, Laos, Burma und Kambodscha verbreitet. Von den Theravadins werden das Mönchtum und das Ideal des Arhat, des leidenschaftslosen Heiligen, hochgehalten. Nach Theravada-Lehre haben nur Mönche die Möglichkeit erleuchtet zu werden und ins Nirwana einzugehen. Die von anderen Strömungen vertretenen Anpassungen an eine breitere Masse lehnten sie immer als Verwässerung der Lehre ab. Eine der wichtigsten Aufgaben der Theravada-Mönche ist die Unterweisung der LaiInnen in Lehre und Meditation. So stehen die Klöster für die LaiInnen offen. LaiInnen unterstützen Mönche auf ihrem asketischen Lebensweg, indem sie sie mit Lebensmitteln versorgen.

Vajrayana/Mahayana

Der zweite grosse Zweig des Buddhismus, der sich um 1. Jh. n.d.Z. vom Theravada Buddhismus löste, ist der Mahayana Buddhismus. Er verkörpert mehr die klassischen Merkmale einer Religion, indem er den Gläubigen Tempel, Rituale, Symbole und Bildnisse des Buddha zur Anbetung bietet. Den Bodhisattvas kommt eine grosse Rolle zu. Als erleuchtete Wesen und Führer (z.B. Dalai Lama) haben sie zwar das Nirwana erreicht und somit den Wiedergeburtenkreislauf durchbrochen, doch nach Mahayana Tradition bleiben sie auf der Erde, um anderen Menschen auf ihrem Weg ins Nirvana zu helfen. Erleuchtung ist somit der breiten Bevölkerung zugänglicher als in der Theravada-Tradition. Wie auch der Thearavda Buddhismus verlor Mahayana in seiner Heimatregion Indien zunächst an Gefolgschaft und gewann ab dem 7. Jahrhundert in Tibet, Vietnam, Korea und Japan eine grosse Anhängerschaft. Aus diesem Zweig ging auch der tibetische Buddhismus hervor, der sich unter anderem durch die Ernennung und Verehrung von Gurus und Lamas (Lehrer, Dalai Lama) auszeichnet.

Zen-Buddhismus

Der Chan Buddhismus kam im 6. Jahrhundert in China als buddhistische Reformbewegung auf. Von dort aus kam er nach Japan, bekannt als Zen-Buddhismus, und hat sich dort ab dem 12. Jahrhundert entwickelt. Auch in Vietnam und Korea ist Zen/Chan stark vertreten. Er stellt die puristischste Form dar, buddhistischen Glauben zu praktizieren. Zen legt keinen Fokus auf Schriften, Rituale oder Lehrer, sondern priorisiert die Meditationspraxis einer Sitzmeditation. Dahinter steht der buddhistische Lehrsatz, dass das «Erwachen» nicht studiert, sondern praktiziert werden muss und allen offen steht. Zen bedeutet Loslassen. Durch Meditation soll der Geist gereinigt werden. Die Meditationspraxis findet im Sitzen statt und wird unter Anleitung einer Lehrperson geübt.

Geschichte und Entwicklung in der Region

Geschichte

Die Entwicklung des Buddhismus und seiner AnhängerInnen in der Schweiz geschichtlich zu erfassen, ist genauso schwierig, wie abzuschätzen wie viele Menschen sich tatsächlich heute in unserer Region zum Buddhismus bekennen. Die Angaben der buddhistischen Vereinigungen helfen auch nur bedingt weiter, weil die meisten keine formelle Mitgliedschaft kennen. Nach der eidgenössischen Volkszählung im Jahr 2000 wurden offiziell in der Schweiz 21‘305 Buddhistinnen und Buddhisten gezählt, davon in den Kantonen Basel-Stadt 800, Basel-Landschaft 701.

Um die Zugehörigkeit besser nachzuvollziehen, ist zunächst folgende Unterscheidung sinnvoll:

BuddhistInnen durch Geburt:

Gemeint sind alle jene, die in einer buddhistischen Familie aufgewachsen sind und in dieser Religion ihre Sozialisation erlebt haben. Meist stammen sie aus Asien: Thailand, Vietnam, China, Tibet, Kambodscha, Japan. Ein grosser Teil von ihnen heiratete eine/n SchweizerIn und kam so in die Schweiz. Viele fanden nach ihrer Flucht hier ihren vorläufigen Aufenthaltsort oder gar ihre zweite Heimat.

BuddhistInnen durch eigene Wahl:

Der Buddhismus erfährt eine zunehmende Faszination und Anziehung auf Menschen, die sich vom hiesigen traditionellen Glauben abgewendet haben, weil sie oftmals von den Kirchen enttäuscht sind oder sie nicht mehr für anschlussfähig halten. Auf der Suche nach einer individualisierten Form von Glauben oder Spiritualität werden viele im Buddhismus fündig. Die Zahl der KonvertitInnen ist unbekannt, aber sicher steigend. Eines der grössten Zentren der Theravada Buddhisten in der Schweiz ist der Tempel Wat Srinagarindravararam, der auf Initiative des thailändischen Konsuls in Zürich 1995 eröffnet wurde. In der Region Basel sind die meisten buddhistischen Zentren in den 1990er und 2000er Jahren eröffnet worden (nach den Erhebungen von INFOREL).

Aktuell

2023 hat INFOREL in der Region Basel 16 aktive Gemeinschaften und Organisationen mit buddhistischer Verankerung verzeichnet.

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