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Hinduismus

Der «Hinduismus» entstand um 3000 v.d.Z. auf dem indischen Subkontinet und umfasst genau genommen eine Vielzahl von Religionen und religiösen Gruppierungen, die zwar Gemeinsamkeiten haben, sich in ihren Traditionen aber stark unterscheiden. Zentrale Basis aller hinduistischen Ausrichtungen bildet der Polytheismus, wonach sich der hinduistische Glaube von den monotheistischen Religionen unterscheidet. Ebenso sind die verschiedenen Ausprägungen über den Glauben an das Karma eines Menschen sowie den ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt verbunden. Die meisten der rund eine Milliarde Anhänger leben nach wie vor in Indien und Sri Lanka und machen damit die weltweit drittgrösste Religion aus.

Geschichte und Lehre

Gründung

Die ältesten Formen der indischen Religiosität gehen auf circa 1700 v.d.Z. zurück als arische Stämme auf dem indischen Subkontinent einwanderten. Aus der Verflechtung der Kulturen erwuchsen allmählich die vedischen Traditionen (Veda = Wissen). Zentral ist dabei der Glaube an ein Universum, das aus einem zyklischen Weltbild besteht. Demnach werden die Welten und alle Wesen erschaffen, sterben und werden wieder neu erschaffen. Dieser Kreislauf hat normalerweise kein Ende. Der Glaube daran, dass verschiedene Rituale und Opfergaben für die verschiedenen Götter das Weltbild erhalten, eint die verschiedenen Richtungen des Hinduismus.

Gottesvorstellungen

Mit der Zeit glaubten Hindus an eine Vielzahl von Göttinnen und Götter, darunter die Göttin der Fruchtbarkeit, der Weisheit oder des Glücks. Dabei bildeten sich die 3 wichtigsten für Existenz, Ordnung Zerstörung des Universums heraus: Brahma, der Schöpfer, Vishnu, der Erhalter und Shiva, der Zerstörer. Vishnu bildet damit die Balance zwischen den gegenpoligen Kräften. Mit diesem Triumvirat (Dreierkonstellation) sollen verschiedene Aspekte der Wirklichkeit abgebildet werden.

Prinzipien

Der hinduistische Glaube verfolgt verschiedene Konzepte von Moral und Lebensführung: Dharma (das rechte Leben) gebietet die Menschen pflichterfüllt zu leben. Das Streben nach Artha (Wohlstand) ermöglicht Kinder zu bekommen, Wohlstand zu erlangen und damit auch Almosen geben zu können. Das letzte Ziel besteht in Moksha (Befreiung), der Befreiung von allen irdischen Dingen. Des Weiteren glauben viele Hindus an Karma, wonach jede Handlung eine Folge, gute wie schlechte, haben soll. Diese können sowohl im gegenwärtigen aber auch erst im Folgeleben wirksam werden. Entsprechend besteht das Ziel darin, sich möglichst tugendvoll zu verhalten.

Das Kastensystem

Seit vedischen Zeiten ist die indische Gesellschaft in vier grosse Gruppen, den Kasten, gegliedert, und verkörpert damit ein stark hierarchisches Klassensystem. Diese Ordnungsstruktur wird als Teil der Struktur des Universums verstanden. Die Kasten (Varnas) gliedern sich in Brahmanen, zu denen Priester zählen, den Kshatriyas, denen Könige, Fürste und Krieger angehören, Vaishyas machen Händler aus und auf der untersten Stufe befinden sich die Shudras, die Arbeiter. Alle ausserhalb dieser Kasten werden Dalits, die Unberührbaren, genannt. In der heutigen indischen Gesellschaft löst sich das traditionelle Kastenwesen zwar schrittweise auf, Priester werden jedoch immer noch fast ausschliesslich aus der Kaste der Brahmanen rekrutiert.

Heilige Schriften

Hindus besitzen eine Vielzahl heiliger Schriften. Sie unterscheiden zwischen schruti (den göttlich offenbarten) und smriti (Erzählungen). Zu den schruti gehören die Veden und die Upanishaden, die ab 1500 v.d.Z. mündlich überliefert und ab dem 5. Jahrhundert n.d.Z. verschriftlicht wurden. Sie enthalten Weisheiten, Hymnen, Mantras und Beschreibungen für die Durchführung von Ritualen. Zu den smriti zählen die Sutras, Puranas und die Epen, zu denen auch die Bhagavad Gita, einer der bekanntesten Texte hinduistischer Literatur, zählt. Die frühesten Texte der smriti wurden auf 500 v.d.Z. datiert. Sie erzählen die Geschichten grosser Krieger, Göttinnen und Götter.

Rituale und Symbole

Gebet und Meditation

Hindus beten indem sie Mantras aus den heiligen Schriften aufsagen, zu ihren Göttinnen und Göttern sprechen oder Hymnen chanten (singen). Sie beten sowohl zu Hause, meist vor einem eingerichteten Schrein oder auch im Tempel. Spezielle Gebetszeiten gibt es dafür nicht. Eine im Hinduismus oft praktizierte Form «dem Heiligen zu begegnen» ist Meditation und/oder Yoga. Hierbei haben sich eine Vielzahl an Traditionen und Praktiken entwickelt, die allesamt der Geisteskonzentration dienen, um sich von weltlichen Belangen zu lösen und eine Verbindung zu sich und zu Gott herzustellen.

Tempel und Gottesdienst

Die Zusammenkunft der Hindus zur zeremoniellen Gottesanbetung wird Puja genannt. Diese findet meist wöchentlich im Tempel statt und kann auch zu Hause durchgeführt werden. Das zentrale Ritual besteht darin die Götter durch Opfergaben zu bewirten. Entsprechend der Hindu-Vorstellung von der Zusammensetzung des Lebens aus 5 Elementen, sollen diese mit der Opfergabe aufgegriffen werden. So werden zum Beispiel Früchte für das Element Erde, Getränke für Wasser, Feuer für Feuer, Rauch und Räucherstäbchen für Wind dargeboten. Dabei werde Glocken geläutet und Lichter geschwenkt. Eine Puja ist damit stets eine bunte und laute Zeremonie. Durch diese Verbindung mit dem Göttlichen erhoffen sich die Menschen Schutz vor bösen Kräften und das Wohl der Welt. Genauso können sie aber auch speziellen Menschen oder der Familie gewidmet werden.

Gegenstände und Symbole

Zu den bekanntesten Symbolen im Hinduismus gehört das OM-Zeichen. Diese Silbe steht für den Anfang und das Ende und damit das Universelle Ganze. Sie wird damit als Urklang bezeichnet. Die langsame Aussprache der Silbe und die dabei entstehenden Schwingungen sollen Körper, Geist und Seele miteinander verbinden. Als weitere Symbole gelten Bilder und Skulpturen verschiedener Göttinnen und Götter, die sich sowohl ausserhalb und innerhalb von Tempeln befinden als auch im öffentlichen und privaten Raum ausgestellt werden.

Tod und Begräbnis

Tod bedeutet im Hinduismus der Wechsel oder die Transformation in ein anderes Leben und der Beginn der nächsten Wiedergeburt. Demzufolge ist es wichtig, sich vom Körper lösen zu können. Die Angehörigen einer sterbenden Person beten und sprechen Mantras zu ihr, die ihr zu einer besseren Wiedergeburt verhelfen sollen. Die Leichenwaschung erfolgt im Spital oder auf dem Friedhof und wird von einer verwandten Person durchgeführt. Anschliessend wird die Leiche gekleidet und einige Tage aufgebahrt. Hindus werden fast ausschliesslich kremiert. Während der Kremation wird traditionell ein Lichtritual, oder wenn möglich, Feuerritual durchgeführt. Bei der Zeremonie werden Ritualtexte vorgelesen. Anschliessend wird die Asche häufig einem Fluss übergeben.

Geschichte und Entwicklung in der Region

Geschichte

Durch den Bürgerkrieg auf Sri Lanka kamen seit den frühen achtziger Jahren TamilInnen in die Schweiz. Die erste Einwanderungswelle in der Region Basel begann 1983. 1985 wurde der erste tamilische Hindu-Tempel in der Schweiz in Basel eröffnet. Als Lokal dienten in der ersten Zeit ein Kindergartenlokal und später ein Keller eines Wohnhauses. Zwei Jahre war ein Raum von INFOREL im gleichen Haus am Freitag- und Sonntagabend der Tempel. Die Altäre verschwanden für die übrige Zeit hinter Vorhängen. Wurden anfangs die Gottesdienste von fünf bis zehn Personen besucht, nahm die Zahl stetig zu, so dass an den Festen oft weit über 50 Personen in dem kleinen Raum keinen Platz mehr fanden. Deshalb musste die Gemeinde ein anderes Lokal suchen.

Von 1989 bis 1994 hatte die Gemeinde ihren ersten richtigen Tempel im Untergeschoss eines Wohnhauses. Auch hier war jeweils am Freitag- und Sonntagabend Puja. Aber auch dieser Raum war bald wieder zu klein. 1994 konnten auf dem Dreispitzareal die ersten grösseren Räumlichkeiten bezogen werden und 1996 erfolgte die feierliche Einweihung des grossen Tempelraumes. In den folgenden Jahren wurden zusätzlich zwei weitere Tempel errichtet, so dass bei eher abnehmender Zahl von Gläubigen in der Region 3 Tempel bestanden. Das führte zu einer Verzettelung der Kräfte. Jüngere TamilInnen, die bisher in den drei Tempeln kaum engagiert waren, schafften es, alle Verantwortlichen an einen Tisch zu bringen. In der Folge wurden 2004 alle drei Tempel aufgelöst und der Bau eines gemeinsamen Hindu Tempels für die Region begonnen. 2008 wurde das Areal verkauft, doch die Hindus fanden in unmittelbarer Nachbarschaft ein neues Tempeldomizil. Seit Ende März 2009 besteht der Tempel an der Mailandstrasse 30 im Basler Dreispitzareal.

Aktuell

2021 besteht ein religiöses Hindu-Zentrum, der Hindu Tempel Basel.

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